Eröffnung auf Stelzen

Zur Eröffnung der 28. Bayerischen Theatertage ist den Veranstaltern ein ganz besonderer Coup gelungen: Am 18. Juni 2010 wird ab 20.45 Uhr auf dem Regensburger Haidplatz das „Rheingold“ zu sehen sein – auf Stelzen und mit freiem Eintritt! Auf ihrer großen Sommertournee und kurz vor ihrem Auftritt bei den Salzburger Festspielen machen „Die Stelzer“ Station bei den Bayerischen Theatertagen und präsentieren ihr Spektakel „Rheingold – die Götter lachen laut“.

BTT-Organisationsleiter Andreas Frane stellte dazu Fragen an Wolfgang Hauck, den Leiter des Landsberger Theaters „Die Stelzer“.

Andreas Frane. Wie kam es zur Gründung des Stelzentheaters in Landsberg am Lech?

Wolfgang Hauck. Der Anstoß zu dieser Darstellungstechnik ergab sich aus dem Mitwirken  der Schauspieler in Produktionen des «Freien Theaters München». 1970 gegründet, war das «FTM» von George Froscher und Kurt Bildstein eine der bekanntesten freien Theatergruppen. Stelzentheater gehörte anfangs zum festen Repertoire dieser  „Theaterpiraten“.

1983 hat sich ein erstes eigenständiges Theaterensemble aus Schauspielern mit dem Namen «Lechwehrtheater» formiert. Nach Umgestaltungen agierte die Theatergruppe ab 1994  unter dem  Namen «Die  Stelzer».

Wie finden Sie Ihre Stelzenläufer/Schauspieler und wie lange trainieren sie für eine Produktion?

Für die ausgebildeten Schauspieler bieten wir Workshops an, in denen sie das Theater auf Stelzen erfahren können und wir sehen, wie die Schauspieler damit zu recht kommen. Das ersetzt das üblichen Vorsprechen oder Casting. Nach zwei Tagen intensiven Trainings wissen die Schauspieler, ob das eine Darstellungstechnik für sie sein kann. Wir erleben die Schauspieler im Spielen und Improvisieren. Danach folgen dann weitere Trainings und letztendlich die endgültige Auswahl der Besetzung.

Sie sind mit dem Stelzentheater viel auf Tournee. Was war Ihre weiteste Gastspielreise?

Hongkong und Macau in China zur Eröffnung des ersten 7-Sterne Hotels der Welt, dem Crown Macau.

Was war das Kurioseste, das Ihnen auf den Gastspielen bisher passiert ist?

Bei einem Gastspiel für das Goethe-Institut in Rabat / Marokko hatten wir auch einen Auftritt in Oujda, [sprich: Uschda], einer Stadt in der Wüste. Mit einem ersten Festival sollte ein kleines Kulturzentrum am Rande der Stadt eröffnet werden. Fast direkt an der geschlossenen Grenze zu Algerien, wo nur noch Schmuggler und die Ärmsten verkehren, haben vor allem die Kinder und Straßenkinder seit Wochen auf uns, auf das Festival und das angekündigte «Theater» gewartet.

Die Leiter des Zentrums berichteten, dass die Kinder immer wieder gefragt haben: «Wann kommt das Theater, wie lange dauert es noch, wann dürfen wir es sehen?» Die zweite Frage war dann: «Was ist Theater?».

Wir können uns kaum vorstellen, dass in anderen Kulturen und anderen sozialen Verhältnissen für uns selbstverständliches Kulturgut völlig unbekannt ist. Dementsprechend ist die Begeisterung und Faszination, mit der dort das Theater zum Erlebnis wird, zum Urerlebnis wird – auch für uns als Schauspieler.

Was erwartet die Zuschauer bei „Rheingold – die Götter lachen laut“?

«Die Götter lachen laut» ist eine abendfüllende Schauspielfassung von Wagners „Rheingold“, das die Vielfalt des Theaters auf Stelzen auslotet und gleichzeitig zeigt, wie mobil, wie demokratisch, wie offen Theater sein kann – erreichbar für alle und überall. Das Stück ist ein unmittelbares Theatererlebnis, das opernhafte Bilder, prächtiges Figurentheater und die ewigen Themen der Menschheit verbindet. Kurz und knapp geht es dabei um die Frage: Geld oder Liebe?

Herr Hauck, vielen Dank für das Gespräch.

Mehr zu den „Stelzern“ und zu ihren Produktionen unter http://www.theateraufstelzen.de

Und ein erster Eindruck mit Trailer

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